Triumph Herald & Vitesse

Triumph Herald

Triumph Herald & Vitesse – Die vielseitigen Briten mit Stil

Einleitung

In den späten 1950er- und 1960er-Jahren stand Triumph für eine neue Generation britischer Automobile: elegant, technisch innovativ und erschwinglich. Zwei Modelle stachen dabei besonders hervor – der Triumph Herald und sein leistungsstärkerer Bruder, der Triumph Vitesse.

Beide Fahrzeuge prägten den Stil der Marke und ebneten den Weg für spätere Triumph-Ikonen wie den Spitfire, GT6 und Dolomite.


Hintergrund: Die Idee eines neuen Volkswagens – auf britische Art

Als der Triumph Herald 1959 vorgestellt wurde, befand sich die Marke (damals Teil der Standard Motor Company) in einer schwierigen Phase. Die bestehenden Modelle waren veraltet, die Verkäufe rückläufig. Triumph brauchte dringend ein modernes, vielseitiges Auto für den Massenmarkt.

Der Auftrag lautete:

  • einfache Konstruktion,

  • kostengünstige Wartung,

  • ansprechendes Design,

  • modulare Bauweise.

Zur Umsetzung wandte sich Triumph an den italienischen Stardesigner Giovanni Michelotti, der für seine eleganten Linien bekannt war. Das Ergebnis war der Triumph Herald – ein kleiner, wendiger Wagen, der durch Stil und Technik auffiel.


Triumph Herald – Das Basisfahrzeug mit Stil

Vorstellung & Design

Der Triumph Herald wurde 1959 präsentiert und war sofort ein Erfolg. Sein Design wirkte modern und freundlich: klare Linien, eine lange Motorhaube und eine gute Übersichtlichkeit.

Besonderheit war der separat montierte Rahmen (anstatt einer selbsttragenden Karosserie), was den Bau verschiedener Varianten erleichterte. So entstanden schnell unterschiedliche Karosserieformen:

  • Saloon (Limousine)

  • Convertible (Cabrio)

  • Coupe

  • Estate (Kombi)

  • Van (Lieferwagen)

Diese Flexibilität machte den Herald zu einem der vielseitigsten britischen Fahrzeuge seiner Zeit.


Technik & Daten

  • Motor: 948 cm³ Reihenvierzylinder (später 1.147 cm³ und 1.296 cm³)

  • Leistung: 34–51 PS (je nach Version)

  • Getriebe: 4-Gang-Schaltgetriebe

  • Antrieb: Heckantrieb

  • Fahrwerk: Einzelradaufhängung rundum – damals ungewöhnlich im Kleinwagensegment

  • Besonderheit: kleine Wendekreis (nur 8,5 Meter) – perfekt für die Stadt

Die einfache Wartung (z. B. durch die komplett nach vorne klappende Motorhaube) machte den Herald beliebt bei Mechanikern und Fahranfängern gleichermaßen.


Fahrverhalten und Alltagstauglichkeit

Der Herald war kein Rennwagen, aber er fuhr sich leicht, wendig und präzise. Seine Servofreundlichkeit und gute Rundumsicht machten ihn zu einem beliebten Stadtauto.
Durch die Einzelradaufhängung bot er für seine Zeit einen erstaunlich guten Fahrkomfort.


Produktion & Varianten

Zwischen 1959 und 1971 wurden über 500.000 Exemplare gebaut – eine beachtliche Zahl für ein britisches Auto dieser Klasse.

Mit dem Herald bewies Triumph, dass Stil und Alltagstauglichkeit kein Widerspruch sein mussten.


Triumph Vitesse

Triumph Vitesse – Der sportliche Bruder

Einführung & Konzept

1962 brachte Triumph eine leistungsstärkere Version des Herald auf den Markt: den Triumph Vitesse.
Er sollte das gleiche kompakte Format beibehalten, aber deutlich mehr Leistung, Komfort und Eleganz bieten – ein Mini-GT für den Alltag.

Das Chassis und viele Karosserieteile stammten vom Herald, aber unter der Haube arbeitete nun ein Reihensechszylinder – eine echte Besonderheit in dieser Fahrzeugklasse.


Technik & Daten

  • Motor: 1.596 cm³ Reihensechszylinder (später 1.998 cm³)

  • Leistung: 70 PS (Vitesse 6) bis 104 PS (Vitesse Mk II)

  • Getriebe: 4-Gang-Schaltgetriebe mit optionalem Overdrive

  • Höchstgeschwindigkeit: bis zu 170 km/h

  • 0–100 km/h: ca. 11 Sekunden

  • Antrieb: Heckantrieb

  • Aufhängung: hinten Schwingachse (später verbessert, wie beim GT6)

Das machte den Vitesse zu einem der schnellsten und kultiviertesten kompakten Limousinen seiner Zeit.


Design & Innenraum

Optisch unterschied sich der Vitesse vom Herald vor allem durch die Doppelscheinwerfer vorn – ein markantes Erkennungszeichen.
Im Innenraum gab es mehr Chrom, Holz und Komfort. Die Vitesse-Modelle waren echte „Gentleman’s Cars“ im Kleinformat – sportlich, aber mit Stil.


Varianten und Entwicklung

  1. Vitesse 6 (1962–1966)

    • 1,6-Liter-Sechszylinder

    • 70 PS

    • Basis: Herald 12/50

  2. Vitesse 2.0 (1966–1968)

    • Neuer 2,0-Liter-Motor mit 95 PS

  3. Vitesse Mk II (1968–1971)

    • Überarbeitete Hinterachse (ähnlich GT6 Mk II)

    • 104 PS

    • Bessere Straßenlage und Innenausstattung

Die Produktion endete 1971 – parallel mit dem Herald. Nachfolger wurde die Triumph Toledo / Dolomite-Baureihe.


Bedeutung und Vermächtnis

Herald und Vitesse bildeten das Rückgrat der Triumph-Modellpalette in den 1960er-Jahren.
Das robuste Leiterrahmenkonzept ermöglichte die Entwicklung anderer Klassiker wie Spitfire, GT6 und Bond Equipe.

Beide Modelle verkörpern den Geist der Nachkriegszeit: bezahlbare Mobilität mit Stil und Ingenieurskunst.


Heute – Beliebt bei Sammlern und Restaurateuren

Heute gelten Herald und Vitesse als charismatische Klassiker mit überschaubarem Aufwand.
Ersatzteile sind gut verfügbar, Technik und Aufbau sind einfach, und der Einstiegspreis liegt noch im erschwinglichen Bereich.

Marktwerte (Stand 2025):

  • Herald: ab 6.000 € (restaurierungsbedürftig) bis 15.000 € (top restauriert)

  • Vitesse: ab 9.000 € bis 20.000 € (je nach Zustand und Version)

Besonders geschätzt werden die Cabriolets und späten Vitesse Mk II, da sie das beste Fahrverhalten und den schönsten Sound bieten.


Fazit

Der Triumph Herald war ein Auto für jedermann – charmant, praktisch und sympathisch.
Der Triumph Vitesse war sein kultivierter, sportlicher Bruder – mit Sechszylinder, mehr Leistung und echtem britischen Flair.

Gemeinsam stehen sie für eine Ära, in der Automobile noch mit Seele gebaut wurden: schlicht, aber charaktervoll.

Ob als stilvoller Oldtimer für Wochenendtouren oder als Sammlerstück britischer Ingenieurskunst – Herald und Vitesse sind zwei Seiten derselben Erfolgsmedaille: britische Eleganz auf kleinem Raum.